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Impuls zum 3. Mai 2020

zum 4. Sonntag der Osterzeit

Von Charles Borg-Manché, geistlicher Beirat von pax christi München


Zur Einleitung

 „Jesus spricht: Ich bin die Tür zu den Schafen.“ Die Bedeutung dieses rätselhaften Bildes im heutigen Johannesevangelium wird verständlicher, wenn wir den Hintergrund dazu kennen. Damals in Palästina haben die einzelnen Hirten ihre kleinen Schafherden für die Nacht in einen gemeinsamen Sammelpferch getrieben, der von einem Zaun aus Holzgattern umgeben war und von einem der Hirten gegen Diebe und wilde Tiere bewacht wurde. Morgens kamen dann die anderen Hirten. Sie gingen durch die Tür und jeder von ihnen lockte seine Schafe durch einen bestimmten Ruf oder Namen aus dem Pferch heraus. Die Schafe hörten die Stimme des Hirten und folgten ihm. Den Ruf eines Fremden erkannten sie nicht.

Die Tür eines Schafspferches zeigt uns eine doppelte Perspektive auf: Einerseits ermöglicht sie dem Hirten den Zugang zu seinen Schafen; andererseits können die Schafe selbst durch sie ein- und ausgehen. Wenn nun Jesus sich selbst als „Tür zu den Schafen“ bezeichnet, dann erhebt er damit den unerhörten Anspruch, er allein sei der Zugang für die Menschen zu einem „Leben in Fülle“. Ohne ihn sei ein solches Leben dem Menschen verschlossen. Wohl seien vor ihm Andere da gewesen, aber sie seien wie „Diebe und Räuber“ gekommen, „nur, um zu stehlen, zu schlachten und zu vernichten“. Ihnen lag das Wohl der Menschen nicht am Herzen.

Vermutlich will der Evangelist seine Christengemeinden mit dieser Gleichnisrede vor falschen Heilsbringern warnen, die mit trügerischen Versprechungen von einem vermeintlich guten Leben auftreten. Dagegen macht Johannes deutlich, dass nur Jesus mit seiner Frohbotschaft von Gottes Reich der Gerechtigkeit und des Friedens hier auf Erden den Menschen das wahre, sinnvolle Leben verheißt. Dazu stärkt sie der Auferstandene, der durch seinen Geist in der Gemeinde gegenwärtig ist.


Er ist auch jetzt in unserer Mitte. Zu ihm rufen wir:

Herr Jesus Christus, du unser Bruder!

Du bist unsere Tür zu einem Leben in Fülle!

Herr, erbarme dich!

Du öffnest uns stets den Zugang zu Gott!

Christus, erbarme dich!

Du bist auch dann bei uns, wenn alle Türen wie verschlossen erscheinen!

Herr, erbarme dich!

 

Gebet

Guter, treuer Gott!

Mir geht es nicht gut. Ich habe immer wieder Angst.

So viele Fragen gehen mir durch den Kopf:

Wie soll es jetzt weitergehen? Bleiben meine Lieben und ich gesund?

Wie geht es den vielen erkrankten Menschen bei uns und anderswo auf der Welt?

Mit all diesen Ängsten und Sorgen komme ich heute zu dir.

Denn du bist der gute Hirte, der uns Menschen beisteht.

Ich vertraue darauf, dass du bei mir bleibst in Not und Leid.

Ich hoffe auf deine Liebe und Nähe

Gib mir, gib uns allen den Geist der Stärke und Solidarität, der Zuversicht und Hoffnung.

Lass mich erkennen, was jetzt notwendig ist und

schenke mir die Kraft, die nächsten Schritte zu wagen.

Amen. 

 

Evangelium nach Johannes (Joh 10,1-10)

In jener Zeit sprach Jesus:

Amen, amen, ich sage euch: Wer in den Schafstall nicht durch die Tür hineingeht,

sondern anderswo einsteigt, der ist ein Dieb und ein Räuber.

Wer aber durch die Tür hineingeht, ist der Hirt der Schafe.

Ihm öffnet der Türhüter und die Schafe hören auf seine Stimme;

er ruft die Schafe, die ihm gehören, einzeln beim Namen und führt sie hinaus.

Wenn er alle seine Schafe hinausgetrieben hat,

geht er ihnen voraus und die Schafe folgen ihm; denn sie kennen seine Stimme.

Einem Fremden aber werden sie nicht folgen, sondern sie werden vor ihm fliehen,

weil sie die Stimme der Fremden nicht kennen.

Dieses Gleichnis erzählte ihnen Jesus;

aber sie verstanden nicht den Sinn dessen, was er ihnen gesagt hatte.

Weiter sagte Jesus zu ihnen: Amen, amen, ich sage euch:

Ich bin die Tür zu den Schafen.

Alle, die vor mir kamen, sind Diebe und Räuber;

aber die Schafe haben nicht auf sie gehört.

Ich bin die Tür; wer durch mich hineingeht, wird gerettet werden;

er wird ein- und ausgehen und Weide finden.

Der Dieb kommt nur, um zu stehlen, zu schlachten und zu vernichten;

ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben.

 

Gedanken zum Evangelium

Jeden Tag gehen wir ganz selbstverständlich durch viele Türen, ohne uns dabei etwas zu denken, ohne etwas Besonderes zu erwarten. In unserem Alltagsleben spielen Türen oft unbewusst immer wieder eine wichtige Rolle. Es gibt ‚Türen, an die wir mit bestimmten Erwartungen anklopfen, weil wir etwas Gutes erhoffen. Es gibt auch Türen, die wir voll Angst und Zweifel öffnen, weil vieles davon abhängt, was wir dahinter erleben. Manche Türen wiederum gehen von selbst auf, andere müssen uns aufgemacht werden.

Türen durchbrechen Mauern. Sie lassen Wände durchlässig werden. Sie bewahren mich davor, mit dem Kopf durch die Wand zu rennen. Türen lassen mich darauf hoffen: Hier kommst du hinein, um Schutz und Geborgenheit zu finden. Andererseits verheißen mir Türen auch: Hier kommst du hinaus ins Freie.

Wehe, wenn Türen verschlossen sind! In den letzten Wochen standen und stehen teilweise noch viele Menschen vor verschlossenen Türen – in den Schulen und an den Arbeitsstätten, in den Kirchen, an den Theatern, Museen und Konzertsälen, an den Sportstätten und an manchen Geschäften. Das Leben sieht düsterer aus, wenn Türen, durch die wir gewohnheitsmäßig gegangen sind, nicht geöffnet sind. Wir haben alle erlebt und erleben teilweise noch, dass durch verschlossene Türen die Qualität unseres Lebens stark vermindert wird. Auch die Tore Europas sind seit einiger Zeit für Menschen, die zur Flucht gezwungen sind, fest verschlossen. Dadurch ist das zukünftige Leben der Flüchtenden hoffnungs- und perspektivlos geworden.

Andererseits aber erfahren wir erfreulicher Weise auch, gerade in diesen Krisenzeiten, wie gut es uns tut, wenn uns die Herzen unserer Mitmenschen bereitwillig geöffnet werden – wenn Menschen die Ängste der Anderen wahrnehmen und sie in ihrer Not beistehen, ihnen Trost und Mut einflößen – wenn sie Einkäufe für die kranken oder behinderten Nachbarn erledigen – wenn sie in der Umgebung Zettel mit ihrer Telefonnummer verteilen, damit sich alte Menschen nicht ganz einsam fühlen, sondern einen Gesprächspartner haben. Gerade in diesen schweren Zeiten sind solche konkrete Zeichen der Nächstenliebe und Solidarität lebenserhaltend – diese Liebeszeichen sind auch Gebet und Gottesdienst.

Im heutigen Evangelium sagt uns Jesus: „Ich bin die Tür; wer durch mich hineingeht, wird gerettet werden; er wird ein- und ausgehen und Weide finden.“ (Joh 10,9) Wer sich auf Jesus und seine Frohbotschaft im vollen Vertrauen einlässt und danach handelt, dem wird – wie bei einer geöffneten Tür – immer wieder etwas Neues, Beglückendes aufgehen. Er wird ungewohnte, ungeahnte Lebensaussichten entdecken – eine grenzenlose Weite erleben, die unsere Sehnsucht nach echter Freiheit erfüllt.

Besonders wir Christen sind stets dazu aufgerufen, Türöffner für Andere zu sein – die Türen unserer Herzen den Mitmenschen immer wieder neu zu öffnen, damit sie saftige Weide finden – gutes, sinnvolles, gelingendes Leben in Fülle!

 

Fürbitten

Guter Gott, dein Sohn Jesus ist Mensch wie wir geworden und geht alle unsere Wege mit. Er ist unsere Tür zum Leben in Fülle. So bitten wir dich und rufen zu dir:

RUF: Barmherziger Gott, erhöre mich/uns!

 

Für alle Menschen, die sich derzeit mühen, ihr Leben neu zu gestalten:

Schenke ihnen Durchhaltevermögen und Kreativität.

 

Für Alle, die Angst vor der Zukunft bekommen haben:

Schenke ihnen Menschen, die ihnen zuhören und in ihren Ängsten beistehen.

 

Für Alle, die sich jetzt in besonderer Weise für das Wohl ihrer Mitmenschen einsetzen:

Schenke ihnen viel Mut und Energie sowie Zeiten, in denen sie ausruhen können.

 

Für die Völker, die besonders schwer von der Ausbreitung des Corona-Virus betroffen sind:

Schenke ihnen Zusammenhalt und Hoffnung.

 

Für alle Kranken und für Alle, die in Quarantäne leben müssen:

Schenke ihnen die Gewissheit, dass du bei ihnen bist, und sie jederzeit trägst.

 

Für alle Verstorbenen:

Schenke ihnen das Licht und die Freude des ewigen Lebens.

  

Unsere Fürbitten fassen wir nun zusammen in dem Gebet, das uns Jesus anvertraut hat:


Vater unser im Himmel…..

Oder (Text von „Wir sind Kirche“):

 

Du, Ursprung, bist uns Vater und Mutter.

Dein Name werde geheiligt.

Deine gerechte Welt komme.

Dein Wille geschehe – überall.

Das Brot, das wir brauchen, gib uns heute.

Erlass uns unsere Schuld,

wie auch wir denen vergeben, die uns etwas schuldig sind.

Führe uns in der Versuchung und löse uns aus dem Bösen.

Denn in dir ist Gemeinschaft, Leben und Gerechtigkeit.

Amen.

 

SEGEN

Der Herr sei vor mir/uns, um mir/uns den rechten Weg zu zeigen.

Der Herr sei mit mir/uns, um mir/uns Lebenstüren zu öffnen.

Der Herr sei neben mir/uns, um mich/uns zu tragen, wenn es nötig ist.

Der Herr sei bei mir/uns, um mich/uns zu verteidigen,

wenn Andere über mich/uns herfallen.

Der Herr sei unter mir/uns, um mich/uns aufzufangen, wenn ich/wir falle(n).

Dazu segne und behüte mich/uns der barmherzige und gütige Gott –

der Vater + der Sohn und der Heilige Geist. Amen.